Lange X-Pee’dition Vol. I
Manon ist eine begnadete und vor allem auch leidenschaftliche Uhrmacherin, die sich sehr gerne auch den Uhren der Haute Horlogerie, vor allem von A. Lange & Söhne, hingibt. Sie ist in einigen Foren als „Maggy Pee“ bekannt, weswegen sie ihr neuestes Projekt, eine Reportage über die Arbeit an einem sehr komplexen Lange-Kaliber, auch Lange X-Pee’dition Vol. I genannt hat. Ich habe die Freude und Ehre, Manons Beitrag in meinem Blog in allen seinen Teilen zeigen zu dürfen. Vielen Dank Manon!
Hier also der erste Teil dieser wunderbaren Serie von Manon:
Mit dieser Folge starte ich meine neue Reihe von „X-Pee’dition“
X-Pee’dition ist eine neue Hands On -Hands Off-Reihe von mir, mit virtuellen Expeditionen für Uhrenliebhaber der Haute Horlogerie, welche ich damit hinter die Kulissen entführen möchte.
In dieser Lange X-Pee’dition Serie, welche aus mehreren Folgen bestehen wird, werde ich mich rundum eines Lange & Söhne Caliber widmen, mit dessen komplette Zerlegung, die Reinigung sowie dann die schrittweise Zusammensetzung gezielt auf dessen Ebenen nebst veranschauliche Regulatur und Prüfungen von Complikationen eines L001.1 Werkes – dem Herzen vom Double Split
Ich nehme euch mit um abzutauchen, in Welt von höchster Handwerkskunst und meisterhaften Perfektion sowie technischen Raffinessen wie z.B den Doppel-Rattrapanten, mit ganz vielen einmaligen Einblicken die es so, nur sehr selten gibt.
Um diese Lange &Söhne X-Pee Serie bestmöglich zu präsentieren zu können, ist es einem Menschen meinerseits erlaubt mich später bei dieser hochkonzentrierten Arbeit zu begleiten, einem sehr guten Fotografen der es versteht, Objekte fantastisch in Szene zu setzen.
Auf unserer Reise werden wir vieles sehen, aber auch einige Stationen kennenlernen, u.a. den Reinraum, in dem das Lange-Werk in seinen einzelnen Komponenten, chemisch, elektrolytisch, und mechanisch gereinigt wird, aber auch die Vorhänge der Handlungsplätze der thermischen Bearbeitung, oder mein bis dato nie veröffentlichten Arbeitsbereich welcher in seiner absoluten Ruhe und Diskretion besticht, werden gelüftet.
Beginnen werde ich in der ersten Folge mit der Einführung bzw einer kleinen Übersicht mit welchen Werkzeugen und Hilfsmittel ich am Double Split arbeiten werde, an einer Uhr mit künstlerischen Werk welches mit den verschiedensten Oberflächenveredelungen gebaut worden ist.
Die folgenden Werkzeuge, welche nicht nur in einem sehr hohen Maß an Präzision und Passgenauigkeit gefertigt worden, sondern auch ganz speziell den verwendeten Materialien des Werkes gewidmet sind, sollen zeigen wie unterschiedlich diese sein müssen, um das Werk nicht im dessen vollkommenden Schönheit nachhaltig zu beeinträchtigen.
Volume 1 – the tools
Als allererstes möchte ich mit einem Bild etwas veranschaulichen, wie umfangreich doch das Equipment ist, um sich z.B dem Lange & Söhne Kaliber stellen zu können.
Zum Zerlegen der Baugruppen habe ich verschiedene Montagekissen, die ich je nach Grösse der Uhr und Zweck, auswähle.
Die „Größe“ ist bekanntlich das A&O, demnach steht mir eine kleine Kompanie an Schraubendreher zur Verfügung, welche in unterschiedlichsten Größen und Materialen vorhalte, u.a. auch für den “alltäglichen” Gebrauch
in den Grössen 0,5 / 0,6 / 0,8 / 1,0 / 1,2 / 1,4 / 1,6 / 1,8 / 2,0 / 2,5 / 3,0 alle Klingen in antistatischer Ausführung erkennbar am schwarzen Kopf – dahinter mit Chromring Sonderfiguren für Bänder & Gehäuse
Für die bevorstehende Arbeit an der Lange Uhr, auch zusätzlich ein kleines Sortiment an Extraklingen, welchen unter anderen aus Kupfer, IpeHolz und Carbon sind, um z.B gebläute Schrauben nicht zu beschädigen
Hier mal der Größenunterschiede zweier Klingen aus Kupfer, die rechte misst 1,0mm die daneben nur noch 0,3mm
Um an den gelösten Werksteilen keinen Schaden anzurichten, nutze ich sehr unterschiedliche Kornzangen und Pinzetten,
Alle Kornzangen sind antistatisch gehalten in verschieden Größen und sind u.a. aus Bronze, Messing, Alu und Spezialstahllegierung aber auch mit Spitzen unterschiedlicher Material, wie Holz, Carbon und Delrin für die sehr berührungsempfindlichen Werksteile
Hier mal den Spitzenvergleich der sehr feinen Kornzangen
und wie feinst die gearbeitet sind, zeigt dieses Beispiel mit dem menschlichen Haar
Hier sind Max und Moritz, die mich unterstützen mit Vacumabsaugung mit Samtbürste (links) und Niederdruckluft mit 3bar (rechts)
aber auch wasser/ölfreie Pressluft mit 12bar steht mir zu Verfügung, um z.B das Gehäuse vor dem Einschalen auszublasen
Für weitere Reinigungsarbeiten habe ich feine Putzstäbchen mit Microfaserspitze.
die nicht nur trocken verwenbar sind, sondern auch mir Lösungen wie Isopropanol sowie RünapinH2 welches in diesen sehr gut dosierbaren Pumpbehältern befindet
und natürlich das bekannte, knetbare Rodico, in 2 verschiedenen Sorten.
Das Graue für öl/fetthaltige/flüssige Verunreinigungen
Das Grüne, für trockene Verunreinigungen
……böser Hase frist Tulpe ;o)
Wir kommen zum Öl-Geschäft, ein wichtiges Utensil in der Uhrenwelt, welches bei falschem Einsatz schon eine einfache Regulatur scheiten lassen kann
Meine Ölgeber, die ich in witziger Weise „die Ewings“ nenne, haben diverse Grössen und Aufgabengebiete, natürlich bemessen welches Öl ich einsetzen möchte, dazu zählt neben der unterschiedlichen Viskosität, der Aufgabenbereich und Funktionsart der Bauteile und die Beanspruchung, zB bei Schnellschwinger . Da ich hauptsächlich hochwertige Werke mache, verwende ich auch nur ausschließlich, hochwertige Öle und Fette.
Wie wichtig die richtige Dosierung sein muss, zeigen diese Bilder anhand des Vergleiches, neben der Geberspitze, darunter die Viskosität (am Verlauf) und darunter die Dosierportion.
Hier mal etwas grösser dargestellt, von links nach rechts in den Farben: difus, gelb, braun, rot, hellbau
Wir kommen zu diesem Sortiment
es ist konkret ausgelegt für die Arbeiten u.a. an einem L001.1 und hat neben einem speziellen Werkhalter, Sonderschraubendreher nebst Spitzen, aber auch einen besonderen Dornständer für den kostenbaren Unruhkolben
Aber auch für die Einzelteile muss alles vorgehalten werden um daraus nachher kein tagelanges Puzzle zu machen
Für die empfindlichen Zeigerspiele nehme ich diese Werkzeuge,
es sind neben Zeigerabnehmer auch hochpräzise Hebler dabei, mit denen sich ganz sensibel arbeiten lässt
Aber beim späteren Setzen der Zeiger, nutze ich unterschiedliche Zeigersetzer, neben Hilfsstäbchen, aber auch die feinen Pinzetten und Kornzangen kommen wieder zum Einsatz.
Die gezeigten Hilfsstäbchen aus Plexiglas haben mitunter die Eigenschaft, das obere Arbeitslicht so bündeln zu können, das sie eine Art Lichtquelle an der Spitze besitzen.
So meine lieben Uhrenliebhaber, ich hoffe die erste Folge der Serie Lange X-Pee’dition hat Euch gefallen und vor allem, neugierig gemacht auf mehr…..
-Fine-