A. Lange & Söhne – die Lange 1
Die Geschichte der Marke A. Lange & Söhne wurde seit je her geprägt von Innovation, höchster Qualität und der daraus resultierenden Faszination. Und das war schon zu Zeiten der Taschenuhren so. Umso größer war die Herausforderung, als im Jahr 1994 Walter Lange, Hartmut Knothe und Günter Blümlein die Marke neu aufstellten und sich Gedanken machen mussten, mit welchen Uhren kann man der Marke A. Lange & Söhne wieder ein Gesicht geben. Ich habe den Neustart seinerzeit in Dresden mit erlebt und kann mich noch gut an meine ersten Eindrücke damals erinnern.
Wenn man nun eine alt-ehrwürdige Uhrenmarke wiederbelebt dann stellt sich die Frage, mit welchem Modell tut man das? Ein solches Modell wird die Marke und ihr Gesicht prägen. Und von so einem Modell hängt der Erfolg maßgeblich ab.
Die ersten, im Oktober 1994 präsentierten Modelle waren die Lange 1, die Saxonia, die Arkade und, als vorläufigem Höhepunkt der Langeschen Kollektion, das Tourbillon Pour le Mérite. Das Kaliber L901.0 war das erste Kaliber der Neuzeit (die 90 steht für das Jahr des Entwicklungsbeginns des Kalibers und die 1 für die Version des Werkes; Varianten eines Lange-Werkes werden mit der Zahl nach dem Punkt bezeichnet) und es ermöglichte die erste Anzeige eines Großdatums in einer Armbanduhr. Gleichzeitig ist das Großdatum eines der typischen Erkennungsmerkmale einer Lange-Uhr der Neuzeit.
Andere Erkennungsmerkmale der Lange-Uhren ist z.B. die Dreiviertelplatine aus Neusilber, das typische Design z.B. einer Zeitwerk und die ungebrochene Innovationsfreude (siehe auch meinen Artikel über das Tourbillon von Lange) wie auch die verschraubten Goldchatons oder die Schraubenunruh.
Das Kaliber L 901.0 der Lange 1 und Kleinen Lange 1:
Die Vorderansicht eines Werkes der Lange 1 , hier der Timezone:
Vergleicht man das Kaliber L901.0 mit einem sehr alten Lange Kaliber (noch aus der Zeit, in der F.A. Lange in Dresden tätig war und als er in Glashütte noch keinen Aktivitäten entwickelt hatte), dann wird die Verwandtschaft deutlich: Dreiviertelplatine, Schraubenunruh, verschraubte Goldchatons und gravierter Unruhkloben.
Lange war auch seit je her international orientiert. Das folgend gezeigte Taschenuhrwerk ist in englischer Sprache beschriftet.
Doch zurück zur Lange 1. Von der Lange 1, als erste Entwicklung der Neuzeit, hing also viel ab für die Marke. Diese Uhr musste überzeugen. Und das hat sie. Anfangs ungewöhnlich im Design, so hat sich mittlerweile eine große Lange 1 Familie entwickelt, in der es von der „einfachen“ Lange 1 bis hin zum Tourbillon mit Ewigem Kalender alles gibt.
In diesem Artikel soll es um die Entwicklung eben dieser Lange 1 Familie gehen.
Alles begann, wie schon weiter oben dargestellt, im Jahr 1990. Walter Lange meldete die Marke A. Lange & Söhne wieder in Glashütte an. Dann, im Jahr 1994, brachte Lange die ersten vier Modelle heraus. Eines davon war die Lange 1, die anfänglich noch mit einem Gehäuseboden aus Gold kam. Wahlweise konnte man damals einen Glasboden haben.
So schaut die Lange 1 mit einem Glasboden aus
Etwas später kam eine kleine Lange 1 heraus, im Englischen die Little Lange 1 genannt. Mit ihren 36 mm Durchmesser (im Gegensatz zu dem 38,5 mm der Lange 1) war sie für die Damenwelt gedacht.
Hier ist sie rechts im Bild, als Variante mit Mondphase zu sehen.
Häufig ist sie mit Steinbesatz verziert oder mit Perlmutt- oder Soiree-Zifferblättern zu finden.
In 1998 lancierte A. Lange & Söhne eine auf 100 Uhren limitierte Sonderserie mit dem Namen „Lange 1A“, in Anlehnung an die besonders hochwertigen Kaliber in den Lange Taschenuhren, die den Zusatz „1A“ trugen
Das Zifferblatt dieser besonderen Lange 1A ist von Hand guillochiert. Zudem ist die Hintergrundfarbe der Datumsanzeige goldfarben.
Bis zum Jahr 2000 tat sich also nicht viel in der Lange 1 Familie. Es gab unterschiedliche Zifferblattfarben, darunter auch ein wunderbares blau im Weißgoldgehäuse, und eben verschiedene Gehäusematerialien. Dann, im Jahr 2000, knackte Lange für die Lange 1 eine der schwierigsten Komplikationen: das Tourbillon
Das Kaliber L 961.1 aus dem Lange 1 Tourbillon
Lange ist ja erfreulicherweise sehr traditionsbewusst und so erschien dieses Tourbillon exakt 100 Jahre nach einem anderen Tourbillon, welches seinerzeit von A. Lange & Söhne, genauer von Emil Lange, dem zweitältesten Sohn von F.A. Lange, auf der Weltausstellung des Jahres 1900 in Paris präsentiert hatte.
Auf der Vorderseite dieser wundervollen Taschenuhr mit Tourbillon aus dem Jahr 1900 wurde die Emaille-Miniatur „Minerva vor Paris“ angebracht.
Im Jahr 2002 dann ergänzten die Mannen in Glashütte die Lange 1 Familie mit der Lange 1 Mondphase.
Dabei versieht diese Mondphasenanzeige von Lange ihren Dienst sehr genau. In 122 Jahren würde die Mondphasenanzeige um einen Tag abweichen, wenn man denn die Uhr durchgehend tragen würde
Das Kaliber L901.5 der Lange 1 Mondphase
Im Jahr 2003 dann folgte die Große Lange 1, die mit knapp 41 mm dem Zeitgeist wie auch dem Trend nach größer werdenden Uhrengehäusen etwas mehr entgegen kam. Die Große Lange 1 kam auch in einer Sonderserie „Luna Mundi“ auf den Markt. Für die nördliche Hemisphere wurden Uhren im Weißgoldgehäuse hergestellt, für den südlichen Teil der Erde im Rotgoldgehäuse. Beide trugen zusätzlich eine Mondphasenanzeige und die Sternzeichen Kreuz des Südens und Großer Bär.
Die unlimitierte Serienvariante der Großen Lange 1 ohne Mondphase sieht wie folgt aus
Das Kaliber L901.2 der Großen Lange 1
Zudem stellte Lange im Jahr 2003 die Lange 1 Luminous (nicht zu verwechseln mit der 2012 erschienenen Lange 1 Lumen) und die Große Lange 1 Luminous (41,9 mm Gehäusedurchmesser) vor. Beide Modelle hatten ein mit Leuchtmasse belegtes schwarzes Blatt und Zeiger
Im Jahr 2005 dann folgte das wohl grösste Medienevent zur Einführung der Lange 1 Zeitzone, das sog Zeitzonen-Event. Hierzu reisten Lange Mitarbeiter rund um die Welt und per Live-Schaltung wurde die Präsentation der neuen Uhren zeitgleich veranstaltet.
Das Werk der Lange 1 Zeitzone, das Kaliber L 031.1, ist auch ein Genuss
Ca. 2009 kamen dann streng limitierte Editionen wie die Lange 1 Soiree und die Lange 1 Mondphase Soiree heraus. Diese Modelle zeigten ein kunstvoll graviertes Zifferblatt.
(Quelle der letzten beiden Bilder: WatchingHorology.com)
Bis in das Jahr 2010 hinein gab es die Lange 1 nur als Handaufzugsuhr. In 2010 dann lancierte Lange die Lange 1 auch mit dem Automatik-Kaliber. Die Uhr heißt „Daymatic“ und zeigt zum Datum auch den Wochentag an.
Das Kaliber L021.1 der Lange 1 Daymatic:
Im direkten Vergleich zur normalen Lange 1 (links) zeigt sich die spiegelverkehrte Anordnung der Hilfszifferblätter und des Datums bei der Daymatic (rechts)
Alle Varianten der Daymatic im Überblick
Auch eine wunderbare Uhr von A. Lange & Söhne. Im selben Jahr, man feierte das 165 jährige Jubiläum der Marke, brachte Lange eine neue Version des Lange 1 Tourbillons in honigfarbenem Gold und graviertem Zifferblatt heraus
Die Zehnerscheibe der Großdatumsanzeige ist transparent, damit sie das Tourbillon nicht verdeckt
Das Werk (Kaliber L961.2) glänzt in einer einzigartigen Dekoration, die den Jubiläumsmodellen in Honiggold vorbehalten sind
2012 dann kam das bislang komplizierteste Modell der Lange 1 Familie hinzu: das Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender
Ein wahres Wunderwerk aus Glashütte! Nicht nur schön anzusehen, sondern auch technisch sehr ausgefeilt, das Kaliber L082.1!
Die Grossen Lange 1 Lumen mit einem transparenten Zifferblatt und leuchtenden Zeigern erschien ebenfalls im Jahr 2012
Und wenn es komplett dunkel ist:
Die normale und die Lumen mal im Vergleich
Die neue Große Lange 1 bekam auch ein modifiziertes Uhrwerk, das Kaliber L 095.1 bzw. L095.2 bei der Großen Lange 1 Lumen.
Verfügte die alte Große Lange 1 (Kaliber L901.2) über ein nahezu identisches Uhrwerk wie die normale Lange 1, so wurde das Kaliber L095.1 /.2 konstruktiv verändert. Das Großdatum wurde z.B. etwas nach aussen verlegt.
Bei der neuen Großen Lange 1 fällt die gefälligere Position des Großdatums im Vergleich zur im Jahr 2003 präsentierten Vorgängerin auf. Das Datum lag früher weiter innen. Die Proportionen der neuen Großen Lange 1 gefallen dem Auge besser.
2013 folgte ein Sondermodell des Lange 1 Tourbillons Perpetual Calendar mit eine von Hand gravierten Zifferblatt
Im Jahr 2014 folgte nun die Neuauflage der Lange 1 Mondphase als Große Lange 1 Mondphase
Die Mondphasenanzeige sitzt bei diesem Modell nicht mehr im Hilfszifferblatt der kleinen Sekunde, sondern links im Hauptzifferblatt.
Hier ein Gruppenbild der Lange 1 Familie (Stand 2012)
Die Lange 1 gibt es auch mit fest am Gehäuse angebrachtem Metallband
Und noch eine Anekdote, die unweigerlich zur Geschichte der Lange 1 gehört: A. Lange & Söhne hat eine Hand voll Lange 1-Uhren im Edelstahlgehäuse hergestellt. Diese Uhren waren als Serviceuhren für Kunden gedacht, die ihre eigene Lange-Uhr zur Revision gegeben hatten. Sie bekamen für die Zeit der Revision so eine Lange 1 in Edelstahl.
Es fehle die bei den Edelmetallgehäusen üblichen Punzen auf dem Gehäuseboden.
Das Problem war nur, dass die meisten Kunden ihre Lange 1 in Edelstahl nicht wieder hergeben wollten. Und so wurden die Uhren an die Kunden verkauft. Lange stellte diese Aktion kurz darauf ein. Heute sind diese Lange 1 in Edelstahl sehr wertvoll und tauchen ab und zu wieder bei Auktionen auf. Einzelstücke in Stahl gab es auch vom Datographen und vom Double Split.
Und auch Sondermodell gab und gibt es von der Lange 1, meist in kleinen Auflagen. Hier ein Beispiel einer Sonderedition für den deutschen Juwelier Hausmann. Die Uhr kam mit eine gravierten Stahlboden und mit einem Glasboden zum Wechseln
Oder eine Lange 1 in Platin mit sehr speziellem Blatt
Ein weiteres Sondermodell der Lange 1 Familie brachte Lange zum „Concorso d´ Eleganza 2014“ heraus. Es handelt sich um eine Lange 1 Zeitzone, die dem Gewinner 2014, Ralph Lauren, überreicht worden ist
Der Bodendeckel ist nicht nur wunderbar (inkl. Tremblage-Gravur wie bei der Lange Zeitwerk Handwerkskunst) graviert
Man kann ihn auch aufklappen, um das tolle Werk zu sehen
Zum 20.Jubiläum der Lange 1 bringt die Manufaktur im Oktober 2014 fünf limitierte Uhrenpaare heraus, bestehend aus den Modellen LANGE 1 und KLEINE LANGE 1, mit guillochierten Zifferblättern aus Gold. Ausgestattet sind beide Modelle mit dem Lange-Manufakturkaliber L901.0. Ein schöner Zufall will es, dass das Werk so viele Teile hat wie das Jahr Tage – 365. Im Durchmesser unterscheiden sich beide Varianten: Bei der LANGE 1 sind es 38,5 Millimeter, bei der KLEINEN LANGE 1 nur 36,1 Millimeter. Die Lünette des Damenmodells ist mit 64 Diamanten im Brillantschliff besetzt.
Die Sets sind in den Gehäuse-Zifferblatt-Kombinationen Platin/Schwarz, Platin/Rhodié, Weißgold/Blau, Rotgold/Schwarz oder Rotgold/Argenté erhältlich. Diese fünf unterschiedlichen Sets der LANGE 1 „20th Anniversary“ sind auf jeweils 20 Exemplare limitiert – gekennzeichnet durch die Handgravur der Zahl „20“ auf dem Unruhkloben.
Und noch ein neues Modell gab es zum 20. Jubiläum der Lange 1 im Jahr 2014: ein auf 20 Exemplare limitiertes Lange 1 Tourbillon im Platingehäuse mit schwarzem Blatt. Traumhaft schön!
Im Jahr 2015, zwanzig Jahre nach der Lancierung der Lange 1, präsentierte A. Lange & Söhne dann auf dem SIHH in Genf eine grundüberholte Lange 1.
Optisch nahezu unverändert (die Lünette ist etwas schmaler als bei den bisherigen Modellen) besticht die Uhr vor allem durch das neuen Kaliber L121.1
Das neue Kaliber hat einen neue, größere Unruh aus eigenem Hause, was die Gangstabilität positiv beeinflusst. Also eher sanfte Evolution denn Revolution.
Erhältlich ist die neue Lange 1 vorerst in Gelb-, Weiß- und Rotgold
Hier einige Bilder, die ich bei der Präsentation in Genf im Januar 2015 gemacht habe
A. Lange & Söhne hat die Lange 1 sinnvoll weiter entwickelt und den Klassiker als solchen belassen. Toll gemacht!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Geschichte der Lange 1 noch lange nicht vorbei ist. Von daher darf mit Spannung auf die folgenden Varianten gewartet werden, welche die Lange 1 Familie noch weiter wachsen und interessanter werden lässt.
Well done Lange!
Mondsüchtig | Aus Leidenschaft…
August 9, 2014 @ 6:17 pm
[…] Siehe hier: http://100percentpassion.wordpress.com/2014/04/15/a-lange-sohne-die-lange-1/ […]
Lange 1 – Moon | Aus Leidenschaft…
August 29, 2015 @ 8:34 am
[…] Die Lange 1 […]